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Am 12. Juli 2023 besuchten Schülerinnen und Schüler der BS Info im Rahmen des katholischen Religionsunterrichts die KZ-Gedenkstätte in Dachau. Fritz Königer, der als Zeitzeuge als Zehnjähriger die Befreiung des KZ Dachau erlebte, hielt einen spannenden Vortrag.

Mit seinen Eltern und sechs Geschwistern wohnte der Junge seit 1939 im Werksgebäude der Amperwerke, für die sein Vater arbeitete – am Westrand des KZ Dachau, rechterhand der Lagerbereich der SS-Leute, linkerhand die Gleise, auf denen die Züge mit Deportierten zur Rampe rollten.

Das Lager prägte Fritz Königers Kindheit: "Wenn wir sonntags von der Messe nach Hause kamen, standen oft Züge auf den Gleisen", erinnert sich der 88-Jährige. Durch die Luken der Waggons habe er die ausgemergelten Gestalten gesehen, was das sich in seiner Seele eingebrannt hat. Er habe immer den Impuls gehabt, hinzulaufen und die Büchse mit Schnee zu füllen. "Aber ich habe mich nicht getraut – es standen ja überall SS-Posten", sagt er.

"Wir Kinder von den Amperwerken durften mit dem SS-Bus zur Schule fahren", sagt Königer. Der Bus habe im Wohnbereich des Lagers die Kinder der SS-Familien eingesammelt, dann das ganze KZ gequert, um schließlich in die Alte Römerstraße Richtung Dachau abzubiegen. „Ich habe die Häftlinge in ihrer schlechten Kleidung und den Pantoffeln gesehen, wie sie bei Regen und bei Hitze auf den Kräuterwiesen schuften mussten, und daneben die Kapos, das war schlimm, das hat mir in der Seele wehgetan", erinnert er sich.

Fritz Königer erinnert sich an eine beispielhafte Szene: "Einmal mussten sechs oder sieben Häftlinge in der Nähe der Amperwerke Löschbrunnen graben, sechs Meter tief,mit Schaufeln und Händen, bewacht von einem SS-Posten, der sie anbrüllte, wenn ein Auto mit höheren Funktionären vorbeifuhr. Wir Kinder waren draußen und habenbeim Stall die kleinsten Kartoffeln für die Hasen gesotten. Da kommt der Vater, sucht die schönsten Kartoffeln aus und stellt sie den Häftlingen in einem Topf hin. Jetzt kam der spannende Moment: Lässt der Posten das zu?" Der alte Herr schweigt einen Moment und die Spannung von damals hängt wie eingefroren in der Luft. Koeniger atmet aus. Ja, sagt er, der Posten habe weggeschaut und die Häftlinge konnten die Kartoffeln essen. Diese Eindrücke verfolgen Fritz Königer teilweise bis heute.

Frank Kohl